Hersteller: Werkstätte Bornaer Handspielpuppen Gerhard Stiehl
Material: Pappmaché, Textilstoff
Größe: ca. 35 cm
Zeit: 1946 bis 1955
Gründer der Firma „Werkstätte Bornaer Handspielpuppen“ war Gerhard Stiehl (1918 – 1971). Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er, ambitioniert durch sein Talent zum Modellieren, die Firma. Die Werkstatt befand sich in der Roßmarktschen Straße 12. Die ersten Puppenkörper wurden aus Pappmaché hergestellt. Erst ab Ende der 1960er Jahre entwickelte er eine Gussmasse (Igetex), die bei niedrigen Temperaturen fest wurde. Die Gestalt und das Aussehen der Puppen änderten sich beständig. Waren es am Anfang noch etwas grob gestaltete Gesichter, die einzeln modelliert wurden und manchmal auch zum Fürchten aussahen, wurden die Puppenköpfe mit der Zeit freundlicher und kindergerechter.
Der Platz für die Werkstatt und die Nähstube war begrenzt und folglich suchte Gerhard Stiehl Mitte der 1960iger Jahre nach einer Alternative. Verschiedene Bauplätze in Borna und Umgebung kamen in Frage. 1969 zog die Werkstatt in die neuen Gebäude im Nahen Zedtlitz. In dieser Zeit experimentierte man auch mit der Herstellung von PVC-Puppenkörpern. Doch die Umstellung darauf erlebte Gerhard Stiehl nicht mehr. Er verstarb im Dezember 1971 und seine Tochter Gerhild Wagner-Stiehl übernahm das Unternehmen.
Ab Mitte der 1970er Jahre wurden neben den Handspielpuppen auch Plüschtiere produziert. Am meisten bekannt waren die Plüschraupen und die regenbogenfarbigen Schlüsselanhänger. In dritter Generation trat Enkelin Susann Bernsdorf Ende der 1980er Jahre mit in die Firma ein. Mit dem Ende der DDR kam jedoch das Ende der Bornaer Handspielpuppen. Trotz vieler Versuche konnte das Sortiment nicht in den westlichen Bundesländern etabliert werden und 1991 wurde die Produktion eingestellt.
Die hier gezeigten Puppen stammen aus der Anfangszeit der Firma. Die Köpfe sind noch aus Pappmaché und handbemalt. Der Größe nach sind es Puppen mit denen Erwachsene (Eltern) vor Kinder damit spielen konnten. Erst später wurden die Puppen kindergerechter und vor allem leichter. Dieses Sortiment von Bornaer Handspielpuppen erhielt das Museum 2021 aus der Schweiz. Die ehemalige Besitzerin schrieb dazu: „Die Geschichte der Puppen ist speziell: mein Vater kam seinerzeit jährlich auf die Leipziger Messe und brachte mir (Anfang der fünfziger Jahren) diese Puppen in die Schweiz. Diese haben meiner Kindheit und die meiner eigenen Kinder überstanden.“
Diese und noch viel mehr Handspielpuppen der Firma Gerhard Stiehl sind bis zum
28. April 2024 in der Sonderausstellung „Seid Ihr alle da – Auf den Spuren des Bornschen Kaspers“ zu sehen.